Ich kann gut nachvollziehen, wenn jemand mit Grauen an den Matheunterricht seiner Schulzeit zurückdenkt. Viele Jahre lang ging es mir selbst so. Noch in der Kollegstufe hatte ich einen Lehrer, der dem Klassenbesten die bereits eingesammelte Klausur nocheinmal zurückgab, damit dieser einen minimalen Fehler korrigieren und wie immer die volle Punktzahl erreichen konnte – während der Rest der Klasse seinem Schicksal überlassen blieb.

Aber auch wenn es viele schlechte Lehrer gibt – ich kann das Klischee nicht leiden, dass Mathematiker (oder Rationalisten generell) kaltherzige, langweilige, verschrobene und humorlose Zeitgenossen am Rande des Autismusspektrums seien. Deshalb möchte ich nach einem Jahr Arbeit an dieser Reihe ein paar persönliche Worte loswerden.

Im Gegensatz zu einer ganzen Reihe relativ unsozialer Sozialwissenschaftler habe ich in den Mathematikern, mit denen ich zu tun hatte, sehr liebenswürdige Menschen vorgefunden. Menschen, die ihr Fach lieben und mit Herzblut diese Begeisterung weitergeben wollen. Menschen, denen die Zukunft von Schülern und Studenten am Herzen liegt. Menschen, die nicht müde werden, Bildungspolitiker auf ihre Fehlentscheidungen hinzuweisen. Menschen, die händeringend retten wollen, was sie zu Recht für die Zukunft der jüngeren Generation als wertvoll erkannt haben: How dare you destroy the Gymnasium! Nur sind sie eben nicht Fridays for Future und daher weniger medial präsent.

Ich habe dankbare, freundliche Kollegen vorgefunden. Einer der Herren versorgt trotz seines eigenen fortgeschrittenen Alters eigenhändig zwei schwer kranke, längst erwachsene Kinder, voller Fürsorge und ohne sich etwas darauf einzubilden. Alle boten in jeglicher Hinsicht umfassende Unterstützung an, sei es mit Buchpaketen, Grafiken, Zeitungsausschnitten, Vortragsbesuchen oder Kontakten. Niemand hat auch nur einen Cent Honorar erwartet, und den meisten war es unangenehm, ihr Foto im Internet zu sehen. Eitelkeit: Fehlanzeige.

Ich habe viel Humor vorgefunden, was aber nichts Neues ist. (Einer der besten Witze aus mathematischen Kreisen ist einer ehemaligen Dozentin der Münchner LMU gelungen: Dr. Petra Maier heiratete einen Herrn Meyer und trägt seitdem den Namen Petra Maier-Meyer.)

Und: Ich freue mich, lauter „alten weißen Männern“ hier im Blog Gehör verschafft zu haben, denn sie gehören inzwischen zu einer Randgruppe, die keine Lobby hat – besonders nicht, wenn sie zusätzlich bildungskonservative Mathematiker sind… Sie verdienen Respekt anstatt von Vorurteilen. Und sie haben wichtige Dinge zu sagen, auf die wir hören sollten, ehe es zu spät ist.